Inhaltsverzeichnis
Es klingt nach einem simplen Hausmittel, das jeder zur Hand hat: Zahnpasta gegen Pickel. Schon seit Jahrzehnten hält sich der Tipp hartnäckig in Ratgebern, Internetforen und auf Social Media. Wer einen störenden Pickel entdeckt, soll einfach etwas Zahnpasta darauf tupfen, über Nacht einwirken lassen – und am nächsten Morgen sei der Hautunreinheit der Garaus gemacht. Doch wie viel Wahrheit steckt in diesem Beauty-Hack? Und welche Risiken birgt die Methode tatsächlich?
Woher kommt der Mythos?
Der Ursprung der Zahnpasta-Methode liegt wahrscheinlich in der Zeit, bevor es spezielle Anti-Pickel-Cremes in Drogerien gab. In den 1960er- und 70er-Jahren enthielten viele Zahnpasten antibakterielle Inhaltsstoffe wie Triclosan oder Zink, die tatsächlich entzündungshemmend wirken konnten. Diese Substanzen reduzierten Bakterien im Mundraum – und manche Menschen entdeckten zufällig, dass sie auf Pickeln eine ähnliche Wirkung zu haben schienen.
Die Idee verbreitete sich schnell weiter. In Zeitschriften, Beauty-Tippsammlungen und später im Internet wurde Zahnpasta als Notfallmaßnahme bei Hautunreinheiten angepriesen. Der Mythos hielt sich hartnäckig, auch wenn sich die Zusammensetzung von Zahnpasta in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat.
Was ist in Zahnpasta enthalten?
Zahnpasta ist nicht für die Haut gedacht, sondern für die Zähne. Entsprechend sind die Inhaltsstoffe auf Mundhygiene ausgerichtet. Typische Bestandteile sind:
- Fluoride, die den Zahnschmelz härten
- Scheuerstoffe wie Silikate oder Kalziumcarbonat, die Beläge von den Zähnen entfernen
- Tenside, die für die Schaumbildung sorgen
- Aromen wie Menthol für den frischen Geschmack
- Feuchthaltemittel wie Glycerin, um die Paste geschmeidig zu halten
Einige Zahnpasten enthalten zusätzlich antibakterielle Zusätze. Allerdings sind diese heute meist schwächer konzentriert oder durch andere Stoffe ersetzt, da frühere Zusätze wie Triclosan gesundheitlich umstritten sind. Auf der Haut haben die übrigen Inhaltsstoffe oft keinen positiven Effekt – im Gegenteil, sie können Reizungen hervorrufen.
Warum Zahnpasta nicht gegen Pickel hilft
Pickel entstehen, wenn Talgdrüsen verstopfen, sich entzünden und Bakterien vermehren. Eine wirksame Behandlung muss also antibakteriell, talgregulierend und entzündungshemmend wirken. Zahnpasta erfüllt diese Anforderungen nicht. Im Gegenteil:
- Scheuerstoffe reizen die Haut und können kleine Mikroverletzungen verursachen.
- Tenside trocknen die Haut stark aus und zerstören den natürlichen Schutzfilm.
- Aromen wie Menthol oder Minze führen häufig zu Rötungen und Brennen.
- Fluoride haben keinen Nutzen für die Haut, können aber Irritationen verstärken.
Zwar berichten einige Menschen, dass Pickel nach einer Zahnpasta-Anwendung kleiner wirken. Dies liegt jedoch meist daran, dass die Haut extrem austrocknet und die Entzündung kurzfristig weniger sichtbar erscheint. Langfristig kann die Hautbarriere geschädigt werden, wodurch neue Pickel und stärkere Irritationen entstehen.
Mögliche Risiken der Zahnpasta-Methode
Dermatologen warnen seit Jahren vor der Anwendung von Zahnpasta auf Pickeln. Die möglichen Nebenwirkungen sind zahlreich:
- Hautirritationen: Rötungen, Brennen und Juckreiz sind häufig.
- Kontaktdermatitis: Durch Inhaltsstoffe können allergische Reaktionen ausgelöst werden.
- Verschlimmerung von Akne: Statt Besserung entstehen neue Pickel oder Entzündungen.
- Hyperpigmentierungen: Bei empfindlicher Haut können dunkle Flecken zurückbleiben.
Besonders gefährlich ist die Methode bei großflächiger Anwendung oder bei sensibler Haut. Auch Kinder und Jugendliche mit unreiner Haut sollten keine Experimente mit Zahnpasta machen.
Was sagen Experten?
Dermatologen und Hautkliniken sind sich einig: Zahnpasta gehört auf die Zähne, nicht auf die Haut. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft etwa weist darauf hin, dass Zahnpasta-Pickel-Tipps ein „hartnäckiger Mythos“ seien, der mehr Schaden anrichten könne, als er nütze. Fachärzte empfehlen stattdessen bewährte Produkte aus der Apotheke oder Drogerie.
Auch Stiftung Warentest und Verbraucherzentralen haben die Methode wiederholt unter die Lupe genommen – mit eindeutigem Ergebnis: Keine Zahnpasta ist für die Haut entwickelt, getestet oder zugelassen. Wer sie dennoch nutzt, handelt auf eigenes Risiko.
Welche Alternativen helfen wirklich?
Zum Glück gibt es zahlreiche wirksame Methoden, Pickel schnell und effektiv zu behandeln – ganz ohne Zahnpasta:
- Benzoylperoxid (BPO): Wirkt antibakteriell und entzündungshemmend, erhältlich als Gel oder Creme.
- Salicylsäure: Löst Hornschichten, öffnet Poren und reduziert Entzündungen.
- Teebaumöl: Natürlich antibakteriell, aber sparsam anwenden, da reizend.
- Retinol: Regt die Hauterneuerung an und wirkt gegen Mitesser und Pickel.
- Kühlende Gels mit Aloe Vera oder Zink: Lindern akute Entzündungen.
Darüber hinaus sind eine sanfte Reinigung, ölfreie Pflegeprodukte und ein konsequenter Sonnenschutz die Basis jeder Anti-Pickel-Routine. Bei schweren Akneformen ist ein Besuch beim Hautarzt sinnvoll, der Medikamente oder professionelle Behandlungen verschreiben kann.
Warum sich Mythen so hartnäckig halten
Die Popularität der Zahnpasta-Methode zeigt, wie stark der Wunsch nach schnellen Lösungen bei Hautproblemen ist. Pickel treten oft plötzlich auf und werden als besonders störend empfunden, gerade vor wichtigen Terminen oder im Urlaub. In solchen Situationen greifen viele lieber zu einem Mittel aus dem Badezimmerschrank, statt auf ein Rezept zu warten. Social Media und Beauty-Foren verstärken diesen Trend, da dort Tipps ungefiltert verbreitet werden.
Doch was kurzfristig als Geheimtrick erscheint, kann langfristig mehr Schaden anrichten. Umso wichtiger sind Aufklärung und faktenbasierte Informationen – sowohl in klassischen Medien als auch auf Plattformen wie TikTok oder Instagram.
Fazit
Zahnpasta gegen Pickel ist ein Mythos, der sich seit Jahrzehnten hält. Während frühere Rezepturen mit antibakteriellen Zusätzen noch einen gewissen Effekt hatten, sind moderne Zahnpasten für die Haut schlicht ungeeignet. Stattdessen drohen Reizungen, Entzündungen und dauerhafte Schäden. Wer wirklich etwas gegen Pickel tun möchte, setzt besser auf bewährte Wirkstoffe aus Apotheke und Drogerie oder sucht den Rat eines Dermatologen. Die Zahnpasta bleibt damit dort, wo sie hingehört – auf der Zahnbürste.







